Das klingt zwar wie ein Widerspruch in sich, ist aber das genaue Gegenteil. Weniger zu tun schafft Raum, mehr zu erreichen. Wie das geht verraten wir euch.

Wie lebt es sich im Neuen Land? Im Interview mit Verena Pausder

Wie lebt es sich im Neuen Land?
Verena Pausders Buch Das Neue Land* ist derzeit in aller Munde. Mit ihrem ersten Werk schafft die Autorin eine Anleitung zur Weiterentwicklung eines gesamten Landes. Ermutigend fĂŒr alle, die tatsĂ€chlich etwas verĂ€ndern wollen und verstĂ€ndlich fĂŒr diejenigen, die VerĂ€nderungen skeptisch gegenĂŒberstehen. Wir haben uns das Unternehmerbuch des Jahres 2020 genauer angesehen.
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Wie es jetzt weitergeht
So lautet nicht nur der Untertitel des Buches, sondern auch die Mission, die Pausder mit ihrem Buch vertritt. OmniprĂ€sente Innovation hat Fragen zu den Themen Digitalisierung, Klimaschutz, Chancengerechtigkeit und vielen weiteren Aspekten des gesellschaftlichen Zusammenlebens hervorgebracht, mit denen wir uns intensiv auseinandersetzen mĂŒssen, um zu sehen wie es jetzt weitergeht. Als fortschrittlicher globaler Westen, wie wir uns so gerne bezeichnen, besteht Handlungsbedarf. Denn so progressiv wie wir uns gerne geben, sind wir lĂ€ngst nicht mehr. Das Neue Land mag eine Motivation zur Demokratiebelebung fĂŒr Deutschland sein, gilt deshalb aber nicht weniger fĂŒr die Denkweisen hierzulande.
Verena Pausder denkt nicht in Problemen, sondern in Lösungen.
Handelsblatt
Jetzt heiĂt es anpacken
Die Autorin geht stets mit guten Beispiel voran. Zu ihren bisherigen Projekten zĂ€hlt die GrĂŒndung des Vereins Digitale Bildung fĂŒr Alle e.V., der sich intensiv dafĂŒr einsetzt, Kindern digitale und problemlösende Kompetenzen zu vermitteln. Durch die Initiative #stayonboard möchte Pausder helfen, Personen in Vorstandspositionen Familienauszeiten zu ermöglichen und trotzdem ihr Mandat zu behalten. Ausschlaggebend dafĂŒr waren die Geschehnisse rund um Westwing-GrĂŒnderin Delia Lachance, die aufgrund ihres Mutterschutzes ihr Vorstandsmandat niederlegen musste. Auch die Pandemie konnte dem Tatendrang von Pausder nichts anhaben: Im letzten Jahr rief sie kurzum die Plattform homeschooling-corona ins Leben, die als Sammlung digitaler Bildungsinhalte fungiert.
Mit Das Neue Land entwickelte Pausder jedoch kein Selbstverwirklichungs-Manifesto, sondern eine Anleitung zum Nachdenken, zum Umdenken. Die Autorin schreibt dabei motivierend und doch konsequent, warum es jetzt gilt anzupacken. Das Neue Land, von dem sie spricht, ist ideell gesehen schon vorhanden, die Umsetzung seines Potentials steckt allerdings noch in den Kinderschuhen.
»Worauf warten wir? Dass die Zukunft doch nicht kommt? Wir mĂŒssen die Krise als Chance begreifen, den Turbo zu zĂŒnden.«
Verena Pausder
Mit Vollgas in die Zukunft
Pausder gibt in ihrem Buch Tipps fĂŒr die unterschiedlichsten Gesellschaftsbereiche. Im Folgenden möchten wir euch einen kleinen Einblick in die diskutierten Bereiche geben. Wir betonen gleichzeitig die unĂŒbersehbare Relevanz der Thematik des Buches mit der Bitte, euch ein eigenes davon zu machen. Am besten gleich bei der Buchhandlung eures Vertrauens bestellen*!
Bildung
Im Neuen Land, von dem die Autorin spricht, gibt es nur noch flieĂende Grenzen zwischen digitalen und analogen Lerninhalten. Der Unterricht könnte auch weiterhin, zumindest teilweise, zuhause stattfinden, um die digitalen Kompetenzen der Schuler*innen zu fördern. Gleiches gilt fĂŒr analytisches Denken, das wie bisher insbesondere ĂŒber Sprachkenntnisse in Latein vermittelt wurde. Der Fokus liegt im Neuen Land auf dem Programmieren. Logisches Denken spielerisch zu lernen, statt acht Stunden tĂ€glich Frontalunterricht zu erleben, lautet die Devise.
Wirtschaft
FĂŒr Das Neue Land schafft Pausder einen Fokus auf die sogenannte triple-bottom-line. Eine Orientierung von Unternehmen, die ĂŒber den eigenen Profit hinausgeht und auch soziale und ökologische Ziele einbezieht. Nachhaltige Unternehmen sollen auĂerdem die Möglichkeit haben in einer neuen rechtlichen Gesellschaftsform, der nGmbH, zu agieren. Nachhaltigkeit, wofĂŒr das n vor GmbH steht, wird dabei durch aktive CO2-Reduktion, Unternehmensbeteiligung der eigenen Mitarbeiter*innen und eine fixe jĂ€hrliche prozentuale Spende des Umsatzes garantiert.
Politik
Auch fĂŒr die Politik hat die Autorin einige revolutionĂ€re ĂnderungsvorschlĂ€ge. Zum einen soll die Amtszeit von Abgeordneten in Deutschland auf maximal zwei Legislaturperioden begrenzt werden. Zum anderen schlĂ€gt sie vor mehr Expert*innen aus der Privatwirtschaft durch ein Politician-in-Residence Programm in die Politik zu holen. Die Anmeldung wĂŒrde ĂŒber eine eigene Plattform, auf der sich Interessierte beider Seiten austauschen können, erfolgen.
Was Pausder mit Das Neue Land kritisch darstellt, ist eine Vision eines digitalisierten, innovativen Zusammenlebens eines Landes, das aktiv in die Zukunft blickt und Verantwortung ĂŒbernimmt. Die Blase des Wohlstands in Deutschland droht zu platzen, weshalb alle BĂŒrger*innen Teil des Weiterentwicklungsprozesses sein sollten. Wie vorhin schon erwĂ€hnt: Selbiges gilt fĂŒr uns Ăsterreicher*innen. Und âSchau ma malâ ist da keine Option.
Die Lage in Ăsterreich
Die Autorin schreibt in ihrem Appell an die Gesellschaft, dass es in Deutschland wenige Startups mit einer Bewertung von ĂŒber einer Milliarde Euro gibt. Die sogenannten Einhörner haben ihren Sitz meist in den USA oder China. Und Ăsterreich? Tja, die Lage ist ernst. So ernst, dass wir, ebenso wie Pausder es ĂŒber ihr Heimatland Deutschland sagt, eine Armee an Beamt*innen ausbilden, anstatt bereits an Schulen innovatives Denken und neuartige Herangehensweisen zu fördern. Wir haben zwar AnwĂ€rter*innen auf den Einhorn-Titel, doch auch einiges an Kommunikationsbedarf. Hierzulande halten sich GrĂŒnder*innen oft lange im Hintergrund, statt mit ihren Ideen an die Ăffentlichkeit zu treten. Wie bei unserem Nachbarland Deutschland ist das in Ăsterreich wohl auch der Tatsache geschuldet, dass man Zukunftsvisionen immer noch mit ZurĂŒckhaltung gegenĂŒbertritt.
Die wachrĂŒttelnde Rede aus Das Neue Land sollten wir uns deshalb ebenso zu Herzen nehmen, wie unsere Nachbar*innen. Vergleicht man die beiden LĂ€nder in Bezug auf ihre Zukunftsorientierung, schneiden wir Ăsterreicher*innen gesamtheitlich gesehen nicht schlecht ab. Unser kleines Land ist durchaus nicht zu verachten, wenn es um Entwicklungen im Digitalisierungssektor geht. Dennoch haben wir erst kĂŒrzlich bewiesen, dass es oft gute Ideen gibt, die an der konkreten AusfĂŒhrung scheitern. *hust* Kaufhaus *hust*. Es ist also an der Zeit mit dem typisch österreichischen Jammern aufzuhören und gemeinsam an einer Gesellschaft der Zukunft zu arbeiten, die auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Chancengleichheit setzt.
Verena Pausder als Person
Die Digitalisierungsexpertin machte ihre ersten Erfahrungen als Unternehmerin mit 19 Jahren, als sie zusammen mit ihrer Schwester 1999 eine Sushibar in Bielefeld eröffnete. Schon damals hatte sie innovative Herangehensweisen, wie zum Beispiel das Sushi fĂŒr Ostwestfalen. Darunter verstand man Sushi ohne Fisch, denn der war im damaligen Bielefeld dem Fleisch weit untergeordnet. Nach einem Finanzstudium und einer Anstellung bei JP Morgan hat sie ihr Herz an die digitale Welt verloren und sie seit 2007 nicht verlassen. Zahlreiche erfolgreiche GrĂŒndungen und viele innovative Ideen brachten ihr 2016 den Titel des »Young Global Leader« durch das Weltwirtschaftsforum. Ăber sich selbst sagt Pausder, sie sei eine meinungsstarke Frau, die sich einmischt.
Wir wollten noch mehr ĂŒber Das Neue Land und Verena Pausder persönlich erfahren und haben uns an die Autorin gewendet:
Verena Pausder ist mittlerweile zum eigenen Brand geworden. Was ist aus deiner Sicht wichtig fĂŒr erfolgreiche Markenentwicklung?
Dass Produkt oder Person wirklich glaubwĂŒrdig sind, und dass man schnell sieht und erzĂ€hlen kann, welches relevante Problem man löst. Wenn ich als GrĂŒnderin von intelligenten Spiele-Apps fĂŒr Kinder ĂŒber digitale Bildung in Schulen rede, dann hört man mir zu, weil man weiĂ, dass ich inhaltlich Expertise habe, aber auch, dass mich das Thema wirklich persönlich bewegt.
GroĂ zu denken erfordert Mut und viel Engagement. Welche Tipps hast du fĂŒr Jungunternehmer*innen, die gerade ganz am Anfang stehen?
Einfach mal machen. In »Das Neue Land« beschreibe ich ja, dass auch bei mir nicht jede GeschĂ€ftsidee sofort funktioniert hat. Mit Mitte 20 habe ich eine Salatbar-Kette eröffnet, die ich nach weniger als einem Jahr wieder dicht machen musste. Davon habe ich mich aber nicht entmutigen lassen und ein paar Jahre spĂ€ter war das nĂ€chste Unternehmen erfolgreich. Durch die Projekte, die nicht klappen, lernt man auch das Handwerkszeug fĂŒr den spĂ€teren Erfolg.
Du sagst es reicht nicht Probleme nur zu benennen. Es geht um das Tun. Da stimmen wir vollkommen zu, doch wo kann jede*r Einzelne deiner Meinung nach anfangen, einen Beitrag zu leisten?
Es geht darum, dass alle in ihrem Umfeld loslegen. Der Vater, der sich mit IT auskennt und kurzerhand das WLAN an der Schule repariert; die Nachbarin, die die leer stehende Kneipe in ein stĂ€dtebauliches Lokallabor umfunktioniert; die Unternehmerin, die ein digitales Betreuungsangebot fĂŒr die Kinder der Mitarbeiter*innen finanziert. Mir gehtâs darum, dass wir von der Seitenlinie aufs Spielfeld wechseln, also dass wir nicht im Anspruchsdenken gegenĂŒber »der Politik« stecken bleiben, sondern auch mal gucken, was kann ich, jetzt, hier, sofort besser machen.
Als absolute Expertin in Sachen Digitalisierung bist du in der digitalen Welt verankert. Was in deinem Berufsalltag oder Privatleben machst du trotzdem lieber analog?
Privat: Lesen. Auch wenn ich E-Reader auf Reisen praktisch finde, nehme ich zuhause lieber ein echtes Buch in die Hand. Beruflich greife ich oft in Telefonaten noch klassisch zu Stift und Zettel, um mir Notizen zu machen. Das hilft mir, besser zuzuhören und lenkt mich weniger ab, als immer vor dem Laptop zu sitzen.
Das Neue Land ist ein Appell an Deutschland. Wie ordnest du die Zukunftsorientierung anderer europÀischer LÀnder ein?
Auch wenn ich »Das Neue Land« als Deutsche mit Blick auf mein Umfeld geschrieben habe, glaube ich, dass viele der VorschlĂ€ge auch in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern anwendbar sind. Viele unserer Nachbarn stehen bei Digitalisierung, Gleichberechtigung oder Klimaschutz ja vor sehr Ă€hnlichen Herausforderungen. Die Impulse sind auch ĂŒbertragbar, weil ich im Buch ja keine Gesetzes-Paragraphen fĂŒr neue Policies vorschlage, sondern simple Ideen vorstelle, die wir als Gesellschaft umsetzen können.
Wie wĂŒrdest du Das Neue Land in 3 Worten zusammenfassen?
Rede â Zukunft â Machen
*Buchtipp: Verena Pausder: Das Neue Land. Wie es jetzt weitergeht.
https://verenapausder.de/dasneueland/

Tu weniger, erreiche mehr

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